Neustart geglückt

Anfang 2022 stand für die Gesellschafter der ehemaligen MeteringSüd in Sachen Smart-Meter-Rollout alles auf Anfang: Der damalige Anbieter der Software für die Gateway-Administration (GWA) hatte sich vom Markt zurückgezogen. Die beteiligten Unternehmen Allgäuer Überlandwerk GmbH (AÜW), Stadtwerke Augsburg Energie GmbH (swa), Technische Werke Schussental (TWS) Netz GmbH und die SEW Stromversorgungs GmbH entschieden sich daraufhin für einen Dienstleister, anstatt eine neue Lösung in Eigenregie zu betreiben. Mit Unterstützung des Berliner Full-Service-Dienstleisters GWAdriga sind alle Projektpartner nach nunmehr knapp einem Jahr bereit für den (Neu-)Start des Rollouts. 

Dieser Anwenderbericht ist in der stadt+werk Ausgabe 3-4/2024 erschienen

Der Entscheidung für GWAdriga war ein intensiver Auswahlprozess vorausgegangen, in dem die relevanten GWA-Dienstleister am Markt unter die Lupe genommen wurden. „GWAdriga bietet uns nicht nur den risikolosen Umstieg auf einen Standardprozess, der sich bereits beim Rollout großer Stückzahlen von intelligenten Messsystemen bewährt hat. Wir profitieren auch von Skaleneffekten im Service, die unsere bisherige Kooperation in diesem Umfang nicht bieten konnte“, erläuterte Michael Lucke, Geschäftsführer der AÜW, im Mai 2022 seine Erwartungen. Nach dem Projektstart im darauffolgenden Sommer zeigte sich jedoch schnell, dass die Umstellung auf einen Dienstleister nicht so schnell wie erhofft erfolgen konnte. Zwar hatte AÜW bereits zum Jahreswechsel das erste Gateway in Betrieb genommen, doch von der angestrebten Prozessautomatisierung waren alle Projektpartner noch weit entfernt.

Die größte Herausforderung war die Anbindung der von GWAdriga betriebenen GWA-Lösung an die ERP-Systeme. Diese sind bei den Projektpartnern sehr vielfältig sind. Zwar setzen sowohl die swa Netze als auch die AÜW auf SAP IS-U, allerdings in sehr unterschiedlicher Ausprägung. „Die SAP-Anbindung war daher nicht 1:1 von einem Haus auf das andere übertragbar, sondern musste jeweils individuell strukturiert werden“, erklärt Ralf März, Leiter Service Digitalisierung bei AÜW. Zudem behinderten Änderungen in den Marktprozessen den Projektfortschritt: „Theoretisch mussten wir alles innerhalb von sechs Monaten umsetzen, da sich mit den Formatumstellungen jeweils im April und Oktober die Prozesse ändern. Die Testfälle müssen dann angepasst werden und man fängt jedes Mal in Teilen wieder von vorne an“, sagt Wolfgang Wagner, Leiter Technisches Messwesen bei der swa Netze GmbH, Augsburg. Hinzu kommt bei AÜW das Migrationsprojekt von SAP IS-U auf S/4HANA, das 2023 bis 2025 parallel umgesetzt wird. Etwas einfacher gestaltete sich die Anbindung des ERP-Systems beim Projektpartner TWS, der auf die Branchenlösung von Schleupen setzt. „Der Vorteil war hier sicherlich, dass Schleupen eine sehr klare Schnittstellendefinition vorgegeben hat. Zudem setzen weitere GWAdriga-Kunden auf dieses System, so dass wir bei dieser Anbindung auch auf Erfahrungswerte zurückgreifen konnten“, berichtet Helmut Hertle, Geschäftsführer der TWS Netz GmbH. 

Dass dennoch alle Teilprojekte bis Ende 2023 abgeschlossen werden konnten, ist dem konsequenten Projektmanagement von GWAdriga zu verdanken. „GWAdriga hat das Projekt von Anfang an sehr eng begleitet. Die Steuerung erfolgte über einen Lenkungskreis, der sich regelmäßig traf und alle offenen Punkte und Problemstellungen durchsprach. Aber es war sicher auch gut, dass wir das Projekt nicht zu überstürzt angegangen sind. Das qualitative Ergebnis stand immer im Vordergrund“, erklärt Helmut Hertle. „Der Workflow war sehr professionell und der Dialog immer sehr konstruktiv. Hier hat man gemerkt, dass GWAdriga bereits über viel Erfahrung im praktischen Betrieb der Gateway-Administration verfügt“, ergänzt Wolfgang Wagner von swa Netze. „Einzig bei der Umsetzung neuer Software-Features hätten wir uns manchmal etwas mehr Geschwindigkeit gewünscht. Aber das ist in der Software-Entwicklung sicher nicht immer einfach zu steuern“, so Ralf März vom AÜW.

Für 2024 ist nun eine weitere Automatisierung der Prozesse geplant, um den Rollout zügig voranzutreiben. Dabei setzen die Projektpartner durchaus unterschiedliche Schwerpunkte. So wollen die TWS zunächst ihre Bilanzierungsqualität im Strom deutlich verbessern. „Früher waren die Finanzrisiken für einen Netzbetreiber bei Abweichungen in der Bilanzierung relativ gering als im jetzigen Marktumfeld mit sehr volatilen Preisen. Jetzt sind sie sicher um den Faktor 10 höher. Durch die verbesserte Transparenz und Datenqualität hoffen wir, diese Risiken weitestgehend minimieren zu können“, erklärt Helmut Hertle, der im kommenden Jahr rund 500 Smart Meter Gateways ausrollen möchte. 1.500 sind bei den AÜW geplant. Hier wird der Rollout zudem durch die stark steigende Anzahl von PV-Anlagen im Netz getrieben. „Uns werden sicherlich die unterschiedlichen Tarifanwendungsfälle beschäftigen, aber auch die Messwerterfassung über die 1:n-Anbindung von unterschiedlichen Zählern, sei es kabelgebunden oder über wireless MBus“, so Ralf März. Bei swa Netze stehen bis 2024  ebenfalls rund 1.500 Gateways auf der Agenda mit dem erklärten Ziel der Prozessoptimierung, so dass in den kommenden Jahren ein schneller Mengenhochlauf erfolgen kann. Alle drei sind sich sicher, dass sie am Ende deutlich mehr Gateways ausrollen werden, als ursprünglich für den verpflichtenden Rollout geplant. Wie viel mehr, ist allerdings noch in keinem der Häuser abschließend geklärt. Fest steht hingegen, dass die Projektziele, die mit GWAdriga erreicht werden sollten, auch erreicht wurden. „Es war die richtige Entscheidung. Denn aus heutiger Sicht hätte sich ein Gateway-Management in Eigenregie einzeln oder als Gemeinschaftsprojekt nicht gerechnet – wenn wir das in dieser Zeit und angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen überhaupt geschafft hätten“, zieht Wolfgang Wagner von der swa Netze GmbH Bilanz. 

Weitere Informationen

GWAdriga GmbH & Co. KG
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Kurfürstendamm 33
10719 Berlin
Tel.: +49 30 959 99 09-0
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